Bezeichnung
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Definition
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Inhalte
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Stein-Leventhal-Syndrom
(1935
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gemischt |
Oligomenorrhoe, |
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androgenisierende
Symptomatik, |
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bilaterale
poly-"zystische" Ovarien, |
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Infertilität, |
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(Adipositas); |
Polyzystisches
Ovar Syndrom: PCOS |
gemischt |
s.o |
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Hyperandrogenämie |
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LH/FSH-Qotient |
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Morphologisches
Korrelat  |
PCO-like
ovaries |
sonographisch
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Ovarien, die
sich sonographisch wie poly-"zystische" Ovarien
darstellen, ohne daß zusätzliche Symptome des PCOS
bestehen; |
Poylcystic-appearing
ovaries (Lobo, 1996
) |
songraphisch |
s. u.
PCO-like ovaries; |
Polyfollikuläres
Ovar (Geisthövel, 1997
) |
sonographisch
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Hormonstimulationen
mit Clomiphen oder Gonadotropinen zeigen, daß keine
funktionslosen Zysten, sondern Follikel vorliegen, die
alle die Kapazität zur weiteren Maturation und Ovulation
besitzen; |
Hyperthecosis
(s. Rev. Leidenberger, 1997 ) |
gemischt |
Dysfunktionelle
C19-Steroid-Überproduktion mit Nestern von
luteinisierten Zellen im ovariellen Stroma und
Stromahyperplasie mit Fehlen einer
poly-"zystischen" Komponente; Ursache ist
unklar; |
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Symptomatik
sowie Hormon- und Stoffwechselstörungen
sind wie, z.T. stärker als beim "PCOS"
ausgeprägt;
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Hyperandrogenämie
(HA) |
endokrin |
diese
Definition geht davon aus, daß die HA die klinisch
(nicht unbedingt ätiologisch!) die zentrale
Funktionsstörung ist, um die sich herum die anderen
dermatologischen, hormonellen und metabolischen Symptome
subsumieren; sie wird zunehmend anstelle des Begriffes
"PCOS" benutzt, vor allem, wenn
endokrin-metabolische Dysfunktionen im Vordergrund
stehen; |
Hypertestosteronämie |
endokrin |
diese
Bezeichnung geht davon aus, daß bei der FOHA das C19-Steroid
Testosteron das wichtigste Androgen ist; |
Hyperandogenämie
(HA)- |
endokr.-metabol. |
sie weist auf
die ätiologische Kopplung von |
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Insulinresistenz
(IR)- |
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FOHA und IR
hin; |
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(HAIR-Syndrom)
(Barbierie, 1988  ) |
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HAIR-Acanthosis
nigricans (AN) |
endokr.-metabol.-dermatologisch |
sie weist auf
die Kopplung der FOHA und der IR mit der Acanthosis
nigricans hin. |
Die Komplexität der FOHA und assoziierten Störungen hat
es mit sich gebracht, daß im Laufe der letzten 5 Dekaden
seit der ersten umfassenden Beschreibung dieses Syndroms
durch Stein und Leventhal im Jahre 1935 zahlreiche
Begriffe in der Literatur angeführt wurden. Viele davon
setzten die pathomorphologischen Veränderungen der
Ovarien in den Mittelpunkt ihrer Definitionen, wobei die
Präsenz einer großen Anzahl an kleinen
"Zysten" das prädominante Symptom wurde. Diese
"Zysten" wurden zunächst im histologischen
Schnitt , später, nach Einführung des Ultraschalls,
und insbesondere des vaginalen Ultraschalls , sonographisch visualisiert. Dabei wurde
verkannt, daß es sich dabei weniger um
"Zysten", die nach allgemeiner Nomenklatur per
se als entweder funktionslos oder als irreversibel
dysfunktionell angesehen werden, handelt, sondern um
komplett funktionstüchtige Follikel; diese sind durchaus
für sich selbst in der Lage zu maturieren, zu ovulieren
und eine Oozyte freizusetzen, die fertilisierbar ist und
in die Bildung eines Embryos einmündet, der zur
Entwicklung eines gesunden Föten bis zur Geburt eines
gesunden Kindes befähigt ist. Dieser physiologische
Verlauf wird den Follikeln im Rahmen der FOHA auf Grund
der Störung des intraovariellen und systemischen
Environments verwehrt, indem sie in einem früh-antralen
Stadium verharren, und die Selektion eines dominanten
"Leit"-Follikels nicht zustandekommt. Insofern
ist die Bezeichnung von "Zysten", beim Begriff
des sog. "Polyzystischen Ovarsyndroms" falsch.
Des-weiteren wird häufig, auch in vielen nationalen und
internationalen Studien, der Fehler begangen, mit der
begrifflichen Zuordnung "PCOS"
pathomorphologische Störungen des Ovars mit endokrinen
und metabolischen Dysfunktionen gleichzusetzen. Weiterhin
muß bedacht werden, daß z. B. bei einer adipösen Frau
ohne Kinderwunsch, aber mit ausgeprägten metabolischen
Risikofaktoren, die pathomorphologische Komponente des
Ovars in diesem Zusammenhang von geringer Bedeutung ist.
Mit der unreflektierten Benützung des Begriffes
"PCOS" läuft man in die Gefahr des "In
einen Topf-Schmeißens", wodurch die Sicht verwehrt
und die individuell relevanten diagnostischen und
therapeutischen Fragestellungen nicht konkret aufgeworfen
werden. Aus diesen Gründen wird der Begriff des sog.
poly-"zystischen "-Ovars durch den Begriff
poly-"follikulären"-Ovars ersetzt (Anmerkung:
poly = griechischen Ursprungs: viel; multi = lateinischen
Ursprungs: viel; begrifflich kein Unterschied!!).
Andere Definitionen (z.B. Hair-Syndrom) stellen den
endokrin-metabolischen Bereich in den Mittelpunkt. Dies
hat den Nachteil, daß z.B. bei einer Frau mit
Kinderwunsch der Bereich Infertilität zu stark in den
Hintergrund rückt.
Nach unseren Vorstellungen ist das zentrale,
übergreifende Symptom in diesem Kapitel die FOHA. Diese
muß aber im Konzert mit den assoziierten Symptomen und
Symptomkomplexen im Bezug auf die individuelle
Fragestellung der Patientin gewichtet werden und sich an
den jeweiligen therapeutischen Konsequenzen orientieren. |